Garten frühlingsfit Teil 2: Der Nutzgarten

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Knackige Möhren, süße Äpfel und aromatischer Basilikum aus dem eigenen Garten schmecken einfach herrlich natürlich und sind garantiert frei von Pestiziden, echt „Bio“ also. Grund genug für alle Hobbygärtner, über einen eigenen Nutzgarten nachzudenken. Denn neben der Blütenpracht im Blumenbeet ist die Ernte von selbst angebauten Lebensmittel eine wahre Freude für alle Naturliebhaber.

Beim Gedanken an den Anbau von Obst und Gemüse denken viele sicherlich zunächst einmal an einen großen Garten und sehr viel Aufwand bei der Pflege. Doch selbst in kleinen Gärten, auf Terrassen und Balkonen können in Kübeln oder Töpfen Obst, Gemüse und Kräuter angebaut werden. Welche exotischen Früchte sich problemlos auch zuhause anbauen lassen, was man beim Anlegen einer Mischkultur beachten sollte und wo die beste Stelle für ein Kräuterbeet ist, das haben uns unsere Experten aus den Bereichen Obst-, Gemüse- und Kräuteranbau verraten. Außerdem geben sie viele weitere nützliche Tipps, mit denen die kleine Biofarm im heimischen Garten garantiert gelingt.

#1 Obstanbau

Simon Wegleiter von Obstbau Wegleiter

Welche Obstsorten eignen sich besonders für den Eigenanbau?

Entscheidend sind die äußeren Verhältnisse und die können lokal sehr unterschiedlich sein. Bodenbeschaffenheit, Lage, Sonnenstunden, Niederschlagsmengen usw. – Obstsorte und Standort müssen zusammenpassen. Für den Eigenanbau eignen sich prinzipiell die „Klassiker“ Apfel, Birne, Zwetschke, Marille.

Bei den Äpfeln kann im Eigenanbau durchaus ein interessanter Mix aus „alten“ und „modernen“ Sorten gewählt werden. Ein rustikaler, säuerlicher Boskoop neben einem feurigen Elstar – kein Problem. Außerdem sind die unterschiedlichen Reifezeiten vorteilhaft. Bei den Birnen würde ich auf schmackhafte Sorten tendieren: dazu gehört zum Beispiel die „Gute Luise“. Einen reichlichen Ertrag verspricht die „Alexander Lukas“. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Die Hauszwetschke hat sich auch durch einige sehr schmackhafte „Neulinge“ wie die Katinka nicht verscheuchen lassen. Ähnlich verhält es sich bei der Marille: An einer „Ungarischen Beste“ haben sich schon viele Konkurrenten die Zähne ausgebissen.

Gibt es auch exotische Früchte, die problemlos selbst gepflanzt werden können?

Es gibt einige „Exoten“, die auf einem geeigneten Standort auch bei uns gedeihen. Beispiele dafür sind Nektarinen, Feigen oder Kiwi. Entscheidend für den Erfolg ist aber die richtige Sortenwahl. Kiwi ist nicht gleich Kiwi, Feige nicht gleich Feige und Nektarine nicht gleich Nektarine. Bei diesen Exoten gibt es wie bei anderen Früchten viele verschiedene Arten. Bevor man sich also einen Exoten zulegt, unbedingt vorher bei Gartenfachleuten informieren. Zum Standort sei gesagt: Manches Obstbäumchen verträgt keinen Frost, manch eine Sorte keinen Wind, manch eine Frucht liebt es dagegen rau. So sind Kiwi sehr windempfindlich, Nektarinen sind gegen Frost beständiger als Marillen. Bei den exotischen Früchten ist der richtige Pflanzenschutz ein großes Thema. Auch hier gilt: Rechtzeitig und gut informieren.

Zitrusfrüchte brauchen bekanntlich viel Sonnenlicht. Gibt es Zitruspflanzen, die sich trotzdem für den heimischen Garten eignen?

Zitronen und Kumquats können unter verschiedenen Voraussetzungen durchaus dem heimischen Garten ein exotisches Flair vermitteln. Allerdings ist die Pflanzung von Zitrusgewächsen für Hobbygärtner eine große Herausforderung und auch mit „Niederlagen“ verbunden. Ich bin der Meinung, dass man mit heimischen Gewächsen das Auslangen findet und genügend Variationsmöglichkeiten hat. Der große Meister im Garten ist immer die Natur selbst – sie lässt sich auf Dauer nicht übertölpeln. Daher gilt: Tue das, was Dir und der Pflanze Freude macht. Die geeignete Frucht am passenden Standort – das ist die halbe Miete zum Erfolg. Und was schmeckt herrlicher als ein frischer, gut ausgereifter Gravensteiner-Apfel direkt vom eigenen Baum. Oder schon mal eine Quitte in das Wohnzimmer gelegt – der Duft wirkt betörend, intensiver als jedes Raumspray.

Stimmt es, dass man den Obstgarten klar vom Gemüsegarten trennen sollte?

Obst und Gemüse machen sich als Nachbarn gegenseitig wenig Schwierigkeiten. Die Trennung geschieht meist aus rein praktischen Gründen. Obstbäume „schatten“ gerne die Gemüsebeete ein, auf dem Weg zum Obstbaum oder bei der Erntearbeit  wird oft das eine oder andere Gemüsebeet in Mitleidenschaft gezogen. Wer genügend Platz zur Verfügung hat, soll Obst und Gemüse trennen. Die Trennung bestimmter Früchte ist vor allem nach der Ernte ein Thema. So dürfen Kartoffeln nie im gleichen Raum wie Äpfel gelagert werden. Ganz wichtig: Erfolgreich ist jener Hobbygärtner, der genau beobachtet und möglichst viel Zeit in seinem Garten verbringt.

#2 Gemüseanbau

Evi Gampl von Gartenbau Gampl

Evi Gampl von Gartenbau Gampl

Welcher Dünger eignet sich am besten für den Gemüseanbau zuhause?

Wer selber Gemüse anbaut, möchte ein gutes Ergebnis gesunder Ernte haben. Darum ist es wichtig, benötigte Nährstoffe zuzuführen und den entsprechenden Dünger zu verwenden.

Eigene Komposterde ist zur Nährstoffversorgung bestens geeignet, aber auch organische Dünger, welche im guten Fachhandel erhältlich sind. Hornspäne, Gesteins- und Knochenmehl kann man ebenso verwenden. Wer mit effektiven Mikroorganismen arbeiten mag, der kann z.B. das ‚Schwarze Gold’ verwenden, mit dem sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Hier wird die Pflanze nicht nur mit Nährstoffen versorgt, sondern auch gestärkt und ist somit weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

Was muss man beim Anlegen einer Mischkultur besonders beachten?

Beim Anlegen einer Mischkultur muss man auch auf ‚Gute Nachbarschaft’ achten, denn manche Pflanzen vertragen sich nicht, z.B. Zwiebeln und Buschbohnen, Tomaten mögen keine Erbsen, Fenchel und Kartoffeln als Nachbarn, Sellerie mag Kopfsalat, Kartoffeln und Mais nicht. Für ausführliche Infos wäre entsprechende Fachliteratur zu empfehlen, wenn man nicht weiß,  wer sich jetzt ‚grün’ ist, und wer nicht. Man sollte auch darauf achten, dass stark- und schwachwachsende Pflanzen nicht zu nah beieinander stehen, da es sonst passieren kann, dass die ‚Kleinen’ verdrängt werden und nicht wachsen können. Standort,  Wasser- und Nährstoffbedürfnisse müssen ebenso beachtet werden und sollten harmonieren.

Welche Gemüsepflanze eignet sich am besten bei wenig Platz?

Wer nur wenig Platz für Gemüse hat, muss manchmal etwas erfinderisch sein. Was an Breite fehlt, muss also in die Höhe. Tomaten kann man gut im Topf kultivieren. Wenn man diese aufbindet und zu breite Triebe etwas einkürzt, kann man diese köstliche Frucht mit wenig Platz anbauen. Auberginen, Buschbohnen, Mangold und Zuckererbsen sind ebenso für Topfkultur geeignet. Bei wenig Platz im Garten kann man z.B. Feuerbohnen oder andere Stangenbohnen an Stäben in die Höhe wachsen lassen. Für den Balkonkasten eignen sich hervorragend Pflücksalate, Radieschen und natürlich eine Vielzahl von Kräutern, die mit unterschiedlichster Würze unsere Speisen auf gesunde Weise verfeinern.

Ab wann sollte man welches Gemüse pflanzen?

Nach dem Winter kann man es oft kaum erwarten, wieder im Garten tätig zu werden. Für eine Ernte im Winter und zeitigen Frühjahr kann man z.B. Feldsalat und Winterposteleien im Vorjahr säen sowie Winterheckenzwiebeln pflanzen. Wer glücklicher Besitzer eines Frühbeetes ist, kann – je nach Witterung – bereits im Februar oder März den ersten Salat pflanzen und Radieschen säen. Ab April können dann verschiedene Kohlarten und weitere Salate gepflanzt werden, Frühkartoffeln legt man ab Mitte April. Wenn nicht mehr mit Frösten zu rechnen ist, ab Mitte Mai,  können Tomaten, Auberginen und Gurken gepflanzt werden. Ende Mai/Anfang Juni können dann Bohnen gesät werden.

Ich wünsche allen Gartenfreuden einen guten Start in ein erfüllendes und erntereiches Gartenjahr!!! Mit blumigen Grüßen – Evi Gampl

#3 Kräuteranbau

Ulla Hasbach von Kräuter Hasbach

Ulla Hasbach von Kräuter Hasbach

Was muss beim Säen der Kräuter beachtet werden?

Damit die Samen problemlos keimen,  verwenden Sie frisches Saatgut (es sollte nicht älter als 3 Jahre sein). Beschriften Sie die Tüten mit Kauf- oder Abfülljahr (bei eigener Ernte). Auch sollten diese immer kühl, trocken und dunkel gelagert werden. Ideal für die Aufbewahrung sind Papiertüten in Blechdosen. Saattüten nach dem Aussäen wieder gut verschließen, z.B. mit Klammern und dunkel zurücklegen. Passen Sie auf, dass beim Aussäen keine Erdreste von den Händen die Saat verunreinigen.

Die Mindestkeimtemperatur beträgt bei allen Kräutern 16°C. Basilikum, Tomaten und Paprika erfordern Temperaturen über 20°C. Petersilie, Dill, Koriander, Schnittlauch, Rucola  und Ringelblumen können Sie direkt im Garten aussäen. In der Regel bedecke ich so dick wie die Samen groß sind.

Wichtig: Basilikum und Tagetes sind Lichtkeimer, d.h. sie werden nur auf der Erde verteilt und feucht und warm gehalten. Diese Bedingungen sind am besten in Aussaatschalen mit keimfreier und ungedüngter Aussaaterde gewährleistet. Auch die mediterranen Kräuter wie Salbei, Thymian oder Bohnenkraut keimen unter diesen geschützten Bedingungen im Haus oder Gewächshaus besser. Außerdem müssen sie nach dem Auflaufen pikiert werden, d.h. in kleine Töpfe oder Platten vereinzelt werden. Danach können sie etwas kühler gehalten werden. Bei Zimmertemperaturen schießen sie und werden zu empfindlich.

Die beste Zeit für eine problemlose Aussaat für Pflanzenliebhaber ohne Gewächshaus ist Mitte bis Ende März. Tomaten, Paprika und Chili können 3-4 Wochen früher ausgesät werden. Die Direktaussaaten im Garten können ebenso früh gesät und zur besseren Keimung mit Vlies abgedeckt werden. Häufig neigen Pflanzen wie Petersilie, Ringelblumen oder Rucola ohnehin dazu, sich im Garten ihr eigenes Überleben zu sichern und zu vagabundieren. Bei Petersilie, Dill oder Koriander sollte man den Samen jedes Jahr einen neuen Standort geben, um Bodenmüdigkeit vorzubeugen.

Wo ist die beste Stelle, um ein Kräuterbeet im eigenen Garten anzulegen?

Wichtig sind kurze Wege vom Haus oder der Wohnung zu den Kräutern, um bei Bedarf schnell ernten zu können (auch bei Regen). Bei einer Vorliebe für mediterrane Kräuter sollte das Beet oder der Topfgarten nach Süden ausgerichtet sein. Schnittlauch, Petersilie, Rucola und Minze vertragen auch Halbschatten.

In einen größeren Gemüsegarten können die Kräuter wundervoll integriert werden. Ringelblumen, Esschrysanthemen, Tagetes, Fenchel und Ysop mit farbigen, essbaren Blüten runden dort das Bild eines lebendigen Bauerngartens ab.

Wie mache ich mehrjährige Kräuter winterfest?

Wichtig ist es, gleich bei der Pflanzung darauf zu achten, dass die Kräuter an einem Standort gepflanzt werden, der ihren natürlichen Herkunftsbedingungen entspricht. Mediterrane Kräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin und Bohnenkraut bevorzugen eher mageren, durchlässigen Boden, damit die Wurzeln im Winter immer wieder abtrocknen können. Kompostgaben als Düngung  sind eine ausreichende Versorgung. Eine Ausnahme stellt hier der Estragon dar, der einen besseren Boden und ausreichend Platz für seine Wuchsfreudigkeit benötigt. Alle 3-4 Jahre können Teilstücke auf frische Erde gepflanzt werden. Rucola und die meisten Lauch- und Minzsorten vertragen einen normalen, eher gut versorgten Gartenboden.

Kräuter im Topf sollten im Winter auf jeden Fall vor zu viel Nässe draußen an einem Dachüberstand, Carport o.Ä., geschützt werden, da der Frost bei Nässe größeren Schaden anrichten kann. Besonders Minzen leiden im Topf bei durchgefrorenem Boden, während sie im Freiland problemlos überwintern.

Die Kräuter sollten nach der Blüte zurückgeschnitten werden, aber nicht mehr so stark ab Anfang August. Die Zweige, auch wenn sie im Winter kahl sind, stellen einen geeigneten Schutz vor Frost dar. Der gründliche Rückschnitt sollte im frühen Frühjahr erfolgen.

Besonders empfindliche Kräuter, wie z.B. Rosmarin, können mit Laub, Stroh und Tannenreisig im Erdbereich bedeckt werden. Auch eine Frühjahrspflanzung ist bei diesen Kräutern ratsam, da diese dann mit besser entwickelten Wurzeln in den Winter gehen.

Welche Heil- und Küchenkräuter eigenen sich besonders für den Eigenanbau?

Die meisten einjährigen Kräuter wie Petersilie, Dill, Koriander, Bohnenkraut, Rauke, Ringelblumen und Kamille kann man direkt in den Garten aussäen. Damit sich die einzelnen Pflanzen gut entwickeln, nicht zu eng säen, evtl. ausdünnen. Bei der Petersilie dauert die Keimung relativ lange.

Staudige Kräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin und Oregano erfordern eine getrennte Aussaat und das anschließende Vereinzeln. Dieser Mehraufwand an Platz, Arbeit und Wartezeit mag nicht jeder Hobbygärtner leisten, zumal oft eine Kräuterstaude für die Verwendung in der Küche ausreichend ist.

Da bleibt als Alternative: die Mehrarbeit als Anreiz anzusehen oder die gewünschte Pflanze beim Gärtner zu kaufen.

Hier geht’s zum ersten Teil von „Garten frühlingsfit“ zum Thema „Rasen, Beete und Pflanzen“!

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