Workout fürs Gehirn: 8 Übungen, die deine Brain Power verbessern
Geistiges Nachmittagstief? Oder das Gefühl, ständig alles zu vergessen? Da wirkt ein wenig Gehirnjogging Wunder. Wir haben Gedächtnisübungen gesammelt, mit denen sich die Hirnleistung einfach im Alltag verbessern lässt.
Fünf Dinge standen auf der Einkaufsliste. Jetzt liegt sie zuhause, und du – hast alles vergessen? Nicht nur für solche Alltäglichkeiten möchten viele von uns ihre geistigen Fähigkeiten verbessern. Zwar lässt sich der IQ nicht beeinflussen, wir können aber einiges tun, um unsere aktive Brain Power zu erhöhen.
Das Gehirn ist nicht nur das komplexeste Organ in unserem Körper: Es gilt als der komplexeste Supercomputer im ganzen Universum. Täglich laufen unzählige Rechenprozesse in unserem Hirn ab, wie nebenbei lernen wir Neues. Aber was tun, wenn seine Leistung (scheinbar) nachlässt?
Wir können unser Gehirn trainieren wie einen Muskel. Ein paar einfache Übungen, in den Alltag integriert, verbessern merklich unsere Aufmerksamkeitsspanne oder unser Erinnerungsvermögen. Ob Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis: Je mehr wir trainieren, desto besser werden auch unsere Fähigkeiten in anderen Bereichen. Denn im Gehirn funktioniert nichts vollständig voneinander isoliert. Rechte und linke Hirnhälfte arbeiten zusammen, ebenso wie Sprach- und Rechenzentrum. Und genau so sollte das auch sein.
Die Hirnforscherin Vera Birkenbihl (1946 – 2011) entwickelte eine eigene Lernmethode, bei der Wort und Bild – also linke und rechte, analoge und digitale – Gehirnhälfte eng kooperieren. Das verstärkte „Zusammenschalten“ verbesserte nachweislich Lernerfolge nicht nur bei Schülern.
Vera Birkenbihls Manifest: Mit der richtigen Methode kann der Mensch alles lernen - in jedem Alter.
Von Natur aus lieben Kinder, zu lernen. Es ist eng verknüpft mit etwas Magischem, das wir im Alter verlieren, aber wiederentdecken können: dem Staunen.
Wir haben Gedächtnisübungen aus drei Kategorien gesammelt: Konzentration, Kombination und Erinnerung. Schon zehn Minuten üben am Tag, morgens, abends, in der Mittagspause – und du wirst überrascht sein, welche Fortschritte du machst.
1) Konzentrationsübungen
Buchstaben streichen
Nimm einen Artikel in einer Zeitung oder in einem Magazin zur Hand, entscheide dich vorab für einen Buchstaben und beginne jetzt, diesen aus dem kompletten Text zu streichen. Tipp: Der im Deutschen statistisch häufigste Buchstabe ist das „E“, der am seltensten gebrauchte das „Q“.
Fingerübung
Geht auch nebenbei in der U-Bahn oder beim Warten in der Schlange: Mit Daumen und Finger der Hand – also Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger – nacheinander ein „O“ bilden. Erst mit einer Hand, dann mit beiden parallel, dann die Steigerungsform: mit beiden Händen gegengleich.
Punkt fixieren (Tatrak)
Eine „Übung für Fortgeschrittene“ ist das buddhistische Tatrak. Angehende Zen-Mönche praktizieren diese Übung für mehrere Stunden täglich, um absoluten Fokus zu schulen. Dabei setzt du dich auf den Boden, einen Stuhl oder ein Meditationskissen und fixierst einen unbeweglichen Punkt: zum Beispiel einen Nagel in der Wand, ein Räucherstäbchen oder einen Punkt, den du zuvor auf ein Blatt Papier gezeichnet hast. Halte den Fokus erst für eine, dann zwei, dann fünf Minuten. Versuche, nichts zu sehen außer dem Punkt und deine Gedanken völlig auf ihn zu richten.
2) Kraft- und Kombinationsübungen
Lückenfüller
Wo auch immer das Gehirn Leerräume selbstständig füllen muss, ist seine Kombinationsfähigkeit gefragt. Dafür gibt es eigene Lückentexte, aber auch unvollständige Zahlenreihen oder grafische Muster eignen sich super dafür.
Seitenverkehrt
Du bist Rechtshänder? Dann mache diese Woche zumindest eine Tätigkeit deiner Morgenroutine mit der anderen Hand! Wenn du dich beim Zähneputzen, Haare frisieren oder SMS tippen plötzlich unbeholfen fühlst wie eine Dreijährige, kannst du dir sicher sein, dass die Übung wirkt: Dein Hirn ist gerade mächtig gefordert.
Spieglein, Spieglein
In einen Spiegel schauen wir fast täglich. Aber spiegelverkehrt schreiben oder zeichnen? Eine andere Liga! Nimm dir eine Vorlage – das kann ein Satz oder eine Zeichnung sein – und versuche, sie händisch spiegelverkehrt zu kopieren.
3) Erinnerungsübungen
Begriffskette
Lass dir 10 Wörter langsam hintereinander vorlesen und versuche, sie dir zu merken. Ein Tipp ist die Anwendung der Birkenbihl-Methode: Dabei merkst du dir die Worte nicht als Begriffe, sondern verknüpfst jedes Wort mit einem Bild oder verbindest sie sogar zu einer Geschichte in deiner Vorstellung.
Was war nochmal gestern?
Rufe dir Alltagssituationen ins Gedächtnis, indem du banale Fragen aus deiner Vergangenheit beantwortest: etwa „Was habe ich vorgestern gefrühstückt?“ oder „Was war das Geburtstagsgeschenk meiner Eltern vor zwei Jahren?“ Versuche, immer schneller auf die Information zuzugreifen und sie in deiner Erinnerung noch einmal zu verbildlichen.
Warum nicht mal beim Treppensteigen die Schritte zählen?
Schon mal eine Treppe rückwärts hinaufgestiegen? Oder versucht, dich an deine Termine des Tages zu erinnern, bevor du im Kalender nachgeschaut hast? Der Alltag ist voller kleiner Herausforderungen – wenn wir bereit sind, unsere Gewohnheiten zu durchbrechen. Die kleinste Abänderung unserer Routinen hilft uns dabei, einen frischen Blick auf die Dinge zu entwickeln. Und mit diesem – hier sind wir nie viel anders als Kinder geworden – kann unser Hirn viel, viel mehr leisten, als wir ihm jetzt zutrauen.