Irrtum oder Wahrheit? Sommermythen im Experten-Check

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Ob Mückenschutz, Abkühlung oder Sonnencreme – wenn es um die typischen Sommerthemen geht, hat wahrscheinlich jeder einen vermeintlich guten Ratschlag parat. Mythen und Weisheiten kursieren daher viele. Doch welche davon sollte man ernst nehmen und welche sind schlichtweg falsch?

Sollte man beispielsweise nasse Badekleidung wirklich schnell ausziehen, um sich keine Blasenentzündung zu holen? Benötigt man im Schatten tatsächlich einen Sonnenschutz? Und ist es gefährlich, mit aufgeheiztem Körper ins kühle Nass zu springen? Wir haben mit Fachärzten aus den Bereichen Urologie, Dermatologie und Allgemeinmedizin gesprochen, die uns aufklären, wie viel Wahrheit in den gängigsten Sommermythen steckt.

Mythos 1: >> In nasser Badekleidung holt man sich leicht eine Blasenentzündung. <<

Dr. med. Ulrike Hohenfellner, Fachärztin für Urologie, sagt:

Dr.med. Ulrike Hohenfellner Dr. med. Ulrike Hohenfellner

Diese Aussage trifft zu. Genauso wie es im Winter bei Kälte am Kopf zu Entzündungen der Ohren oder der Atemwege kommen kann, können wir auch aufgrund kalter Füße oder durch den nassen Badeanzug eine Blasenentzündung bekommen. In unseren Blutgefäßen befinden sich die weißen Blutkörperchen, die für unsere Abwehr zuständig sind, und überall hinwandern, wo Entzündungen entstehen. Sind unsere Beine, Füße oder auch der Unterbauch allerdings kalt, ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Das warme Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren und somit gelangen auch die Abwehrkräfte nicht mehr an Ort und Stelle. Das heißt, Bakterien, die in gewisser Anzahl immer vorhanden sind, können sich ungehindert ausbreiten und zu Entzündungen der Harnwege und der Blase führen. Natürlich ist dieser Prozess eine individuelle Angelegenheit, da manche Menschen generell anfälliger für Infekte sind, während andere nur selten erkranken.

Ein weiterer Faktor, der dabei eine Rolle spielt, ist auch das psychologische Befinden: Wenn ich angespannt bin oder Stress habe, bin ich ebenfalls anfälliger für Infekte. Ein dritter Faktor sind Vorerkrankungen wie Entleerungsstörungen der Blase. Betroffene haben Schwierigkeiten, den Schließmuskel beim Wasserlassen aktiv locker zu lassen, wodurch auch Bakterien nicht richtig ausgespült werden. Kommt dann noch die Kälte hinzu, wie oben beschrieben, kann es noch schneller zu Entzündungen kommen. Dass man sich in nasser Badekleidung leicht eine Blasenentzündung holen kann, ist also kein Mythos.

Mythos 2: >> Mit aufgeheiztem Oberkörper darf man nicht ins Wasser springen. <<

Dr. med. Dirk Wiechert, Facharzt für Allgemeinmedizin, sagt:

Dr. med. Dirk Wiechert Dr. med. Dirk Wiechert

Wer mit überhitztem Körper eine Schockabkühlung durch einen Sprung ins kalte Wasser wagt, riskiert schlimmste vegetative Reaktionen bis zum Herzstillstand. Als Leitlinie sollten uns die Saunaregeln gelten. Hier wird sich vor dem Tauchbad auch erst an der Luft etwas abgekühlt, dann mit dem Schlauch und dem kalten Wasser von den Extremitäten zur Körpermitte hin die Abkühlung forciert und danach dann die Schwallbrause und dann das Tauchbad eingesetzt. Wer so etwas schon einmal gemacht hat, weiß, dass selbst dieses Procedere noch zu einem deutlichen Anstieg der Herz- und Atemfrequenz führen kann. Es ist allerdings auch ein Trainingseffekt zu beobachten, sodass Anfänger gefährdeter sind.

Mythos 3: >> Solange man sich im Schatten aufhält, benötigt man keinen Sonnenschutz. <<

Dr. med. univ. Elisabeth Schuhmachers, Fachärztin für Dermatologie, sagt:

Dr. med. univ. Elisabeth Schuhmacher

Das ist tatsächlich ein Mythos. Im Schatten bekommt man noch 30-40 Prozent, manchmal sogar bis zu 90 Prozent der UV-Dosis ab. So ist man zum Beispiel unter einem Sonnenschirm am Strand nicht ausreichend geschützt. Auch ein bewölkter Himmel filtert die UV-Strahlung nicht ausreichend. Daher kann man durchaus auch im Schatten einen Sonnenbrand bekommen. Sonnenlicht ist krebserregend. Man unterscheidet grob schwarzen und weißen Hautkrebs. Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) entsteht eher  durch intensive Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände, der weiße Hautkrebs entsteht über viele Jahre oft an Stellen, die permanent dem UV-Licht ausgesetzt sind (Gesicht, Dekolleté). Darüber hinaus führt UV-Strahlung schon in kleinen Dosen (also auch im Schatten) zu einer vorzeitigen Alterung der Haut. Deshalb sollte man sich    angewöhnen, eine Tagescreme mit LSF 30 (im Sommer auch 50) zu verwenden.

Prinzipiell gilt: Lichtschutzfaktor 50 dick auftragen, 30 Minuten warten, damit er seine Wirkung entfalten kann, dann in den Schatten legen. Nachcremen erhöht nicht den Lichtschutzfaktor! Das heißt: wenn man zuerst eine Sonnencreme mit LSF 30 aufträgt und danach eine mit LSF 20, dann hat man nicht LSF 50 erreicht, sondern nur LSF 30. Zwischen 11 und 15  Uhr sollten möglichst keine Sonnenbäder genommen werden. Das Gesicht sollte man außerdem das ganze Jahr vor UV-Licht schützen. Ich verwende im Winter LSF 30 und im Sommer LSF 50.

Mythos 4: >> Erst nach einem Sonnenbrand wird man richtig braun. <<

Dr. med. Kaan Harmankaya, Facharzt für Dermatologie & Venerologie, sagt:

Dr. med. Harmankaya Dr. med. Kaan Harmankaya

Die Fähigkeit, unter der Sonne zu bräunen, ist maßgeblich vom Hauttyp des Menschen abhängig. Helle Haut bräunt generell schwerer und langsamer, wohingegen dunklere Haut deutlich schneller und auch leichter bräunt. Aus diesem Prinzip leitet sich auch die Neigung zum Sonnenbrand ab, allerdings genau spiegelbildlich. Helle Haut bekommt leicht einen Sonnenbrand, wohingegen dunkle Haut schwerer mit einem Sonnenbrand reagiert.

Die Frage, ob man erst nach einem Sonnenbrand richtig braun wird, ist somit auch leicht beantwortet. Der Sonnenbrand bewirkt zunächst einmal eine starke Schädigung der Haut, daher auch sein Name. Die Bräunung, die sich danach als eine Art Schutzreaktion des Körpers bildet, ist gänzlich unabhängig vom Sonnenbrand selbst. Am besten ist es, sich angepasst an den Hauttyp, mit einem hohen Sonnenschutzfaktor zu bräunen. Damit verhindert man erst einmal den Sonnenbrand, zusätzlich werden die Pigmentzellen langsamer aktiviert, wodurch eine wesentlich dauerhaftere Bräunung resultiert.

Im Allgemeinen führt Sonnenbrand zu akuter Schädigung der Haut (Rötung und Schälung), langfristig steigt das Hautkrebsrisiko und die Hautalterung wird beschleunigt. Das sollte definitiv verhindert werden!

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