Bullet Journal: Organisiert ins neue Jahr!

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Check! Wer liebt es nicht, auf einer langen To Do Liste einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten und abzuhaken? Ein jeder kennt das sehr befriedigende Gefühl, etwas geschafft zu haben. Trotz gefühlt hunderter Organisations- und Planungs- Apps ein Notizbuch in der Hand zu halten und schriftlich etwas zu Papier zu bringen, hat für viele einen unersetzbaren Reiz.

Um jedoch nicht im Zettel- und Post-It-Chaos unterzugehen und das volle Produktivitätspotential aus seinem Notizbuch herauszuholen, wurde seit einiger Zeit der weltweite Hype um das Bullet Journal entfacht. Dank gilt dem US- amerikanischen Designer Ryder Caroll, der mit seiner ausgefeilten Strategie ein codiertes Agenda- System entwickelte. Der Aufwand mag im ersten Moment abschreckend wirken, doch hat man einmal den Dreh heraus und alle Utensilien zusammen, hilft es ungemein, Ordnung und Struktur in Arbeit und Leben zu bringen. Einmal angelegt, ist das Bullet Journal ein treuer Begleiter und kaum ein anderes System bietet dir so viel Freiraum für Individualität und Kreativität.

Wir haben mit sieben Bloggerinnen und Bullet Journal-Expertinnen gesprochen und viele tolle Tipps zusammengetragen.

Folgende Fragen haben wir den Bullet Journal-Experten gestellt:

  • Für wen ist das Bullet Journal als analoger Planer geeignet?
  • Wie viel Kreativität ist wirklich nötig, um ein Bullet Journal zu gestalten und was benötigt man als „Starterpaket“?
  • Wie strukturiert man ein BulletJournal am besten?
  • Welche Tipps und Tricks würdest du anderen mit auf den Weg geben, bevor man mit einem Bullet Journal beginnt?
  • Wie sehr unterstützt dich dein BulletJournal tatsächlich im Alltag? Hast du ein besseres Zeit- und Selbstmanagement dadurch erlebt?
  • Inwiefern trägt ein Bullet Journal zur Entschleunigung und Achtsamkeit im alltäglichen Leben bei?
  • Was hat dich dazu bewegt, mit einem Bullet Journal anzufangen? Tagebuch trifft Kalender – kannst du das bestätigen?

# 1 Für wen ist das Bullet Journal als analoger Planer geeignet?

Den Stift selbst in die Hand nehmen und einen sehr schlichten Planer, nur mit Kalender und To- Do-Listen, erstellen, oder sich kreativ austoben, weitere Funktionen wie Wochenübersichten und tägliche, wöchentliche oder monatliche Tracker und Listen hinzufügen. Das kann jeder für sich entscheiden und das Bullet Journal damit zu seinem eigenen optimalen Tool machen. Und genau das macht dieses analoge System auch für so viele interessant. Es ist auf jeden Fall einen Blick wert für denjenigen, der in den Standard Kalendern und Planern bisher nicht das Richtige für sich gefunden hat.

Jeder, der bereits einen Kalender oder ein Tagebuch führt, seine Ideen aufschreibt und Gedanken organisiert oder dies tun möchte, kann sich mit diesem Tool seinen „Ort“ schaffen. Möchte man bewusster leben, planen und arbeiten, kann einen das Bullet Journal unterstützen.

Martina von Tinas-Welt

Ich bin Illustratorin und Autorin von Büchern wie „Zencolor – Meditation“ und „Der Tangle Kurs“ und blogge auf „inas-Welt“ über das Skizzieren, Tangeln und die Organisation mit dem Bullet Journal.

# 2 Wie viel Kreativität ist wirklich nötig, um ein Bullet Journal zu gestalten und was benötigt man als „Starterpaket“?

Meiner Meinung nach spielt die Kreativität sogar nur eine untergeordnete Rolle. Es kommt darauf an, was man selbst von seinem Bullet Journal erwartet. Vereinfacht könnte der gesamte Planer auch nur aus den Aufgaben und Tabellen bestehen, ohne Zeichnungen, Schnörkel und bunte Farbe. Jedoch finde ich gerade den Aspekt so toll, dass das Bullet Journal mir ein kreatives Ausleben ermöglicht und ich dort neben meinen Notizen auch Erinnerungen und Zeichnungen unterbringen kann. Inwieweit das Journal zum eigenen kleinen Jahresmeisterwerk wird oder sogar in Richtung Scrapbooking wandert, kann jeder für sich entscheiden.

Die Basis eines Bullet Journals bildet meiner Meinung nach ein gutes Notizbuch, das nicht durchdrückt, ein Stift (Fineliner, Kugelschreiber oder Füller), ein Textmarker, ein Lineal und ein Klebestift, um der Zettelwirtschaft Herr zu werden, denn genau diese soll beim Bullet Journaling vermieden werden. Betreibt man sein Bullet Journal kreativer, kommen nach gewisser Zeit sicher Sticker bzw. Masking Tape dazu, verschiedene Farben, Bleistift, Korrekturstift und spezielle Stifte für das sogenannte Lettering (Tuschestifte z.B.)

Sabrina von Mamahoch2

„Mamahoch2“ ist ein quirliger Mamablog, der sich Themen in der DIY- und Selfmade- Sparte, Familie und dem Leben mit Kindern widmet. Mit unseren Anleitungen und Ideen versuchen wir, kreative Anreize für den Alltag zu schaffen und Mütter aktiv zu inspirieren und zur Kreativität anzuregen.

# 3 Wie strukturiert man ein Bullet Journal am besten?

Bevor man ein Bullet Journal startet, sollte man sich im Netz umsehen. Der Designer Ryder Carroll hat diese Methode für eine effektive Selbstorganisation erfunden – als „analog system for the digital age“. Mit seinen Bulletpoints hat er ein Codesystem entwickelt, welches zur Orientierung dient. Das kann man so übernehmen, oder sich auch seine eigenen Bulletpoints (Aufgabe, Termin, Event, Notizen, etc.) überlegen. Das Ziel des Bullet Journals ist es, sich besser zu organisieren, zu planen, aber auch, sich Ziele zu setzen, um sie im Auge zu behalten. Das Besondere daran: Du selbst gibst das Layout vor. Du kannst es für To-Do-Listen, aber auch als Skizzenbuch und Tagebuch verwenden. Hast du Fitnesspläne? Studienpläne? Mit dem selbst gestalteten Bullet Journal wirst du all das einbinden können.

Der Vorteil: manchmal braucht mal eine Seite, manchmal gerne auch mal mehrere. Durch das eigene Layout ist man nicht an ein festes Kalendarium eines normalen Kalenders gebunden. Du kannst einen Monatsplan, Wochenplan und Tagesplan machen, Erinnerungen festhalten. Je nachdem, wie du es brauchst. Hat man am Anfang ein normales und leeres Notizbuch, wird man am Ende ein vollgeschriebenes, vielleicht auch zum Teil illustriertes Buch haben, voll von Plänen, Skizzen und Erinnerungen. Die Ausgestaltung ist vielfältig, das kann schlicht einfach und clean sein oder bunt, verziert mit Postkarten, Dekorationen und Zeichnungen, vielleicht auch das ein oder andere Foto. Das kann jeder so halten, wie er es möchte.

Diana von Sketchnotes by Diana

In meinem Blog geht es um Sketchnotes, Illustrationen, Handle8ering, Bullet Journal und alles, was dazu gehört. Ich blogge seit 1,5 Jahren auf „Sketchnotes by Diana“ – und „zeichne da mal mit.“ Ich biete einen Mehrwert für meine Leser, Stifte, Tinten, Papier, Notizbücher und allerlei Kreatives betreffend.

# 4 Welche Tipps und Tricks würdest du anderen mit auf den Weg geben, bevor man mit einem Bullet Journal beginnt?

Bevor man mit dem Bullet Journaling beginnt, ist es wichtig, sich zu überlegen, welche Inhalte man in seinem Bullet Journal festhalten möchte. Dient es als reine Übersicht deiner Tasks? Willst du damit auch deinen Alltag organisieren, Gewohnheiten tracken oder die Planung von Projekten festhalten? Mit einem Bullet Journal kannst du zum Beispiel auch dein Budget organisieren, den wöchentlichen Menüplan festhalten oder Ideen und Routen für deine nächste Reise festhalten. Für dein Bullet Journal brauchst du unbedingt ein Notizbuch, welches dir gefällt und du auch leicht mit dir mittragen kannst. Ich mag die Notizbücher von Leuchtturm 1917 mit dem gepunkteten Raster am liebsten. Die Qualität stimmt und es gibt sie in ganz vielen verschiedenen Farben. Auch ist es nicht schlecht, wenn du für die Gestaltung der Seiten unterschiedliche Stifte, vielleicht ein paar Stempel oder Sticker besitzt. Und dann kann es auch schon losgehen mit deinem Bullet Journal!

Nadine von But first, create

Auf dem Schweizer Lifestyle-Blog „but first, create“ dreht sich alles um die kreativen Seiten im Leben: DIY, Rezepte, Fotografie, Blogging und alles andere, was mich inspiriert und ich gerne mit anderen teile.

# 5 Wie sehr unterstützt dich dein Bullet Journal tatsächlich im Alltag? Hast du ein besseres Zeit- und Selbstmanagement dadurch erlebt?

Bevor ich ein Bullet Journal angefangen habe, habe ich mit einem kleinen Terminplaner und jeder Menge To-Do-Listen auf Notizzetteln oder per App gearbeitet. Da war keine Struktur drin und mehr als nur einmal habe ich eine der Listen verlegt oder versehentlich im Altpapier entsorgt. Mit dem Bullet Journal habe ich meine Termine und Listen an einem Platz und zugleich immer dabei. Das Bullet Journaling hat mir also tatsächlich sehr geholfen, mich besser zu organisieren.

Durch die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten kann ich genau das unterbringen, was ich gerade benötige, egal ob Sportübersicht und -motivation, Wunschliste oder einfach die Wochenplanung. Mein Liebling ist der „habit tracker“, eine monatliche Übersicht über kleine Alltagsgriffe oder Dinge, die ich mir gern angewöhnen möchte (zum Beispiel, genug zu trinken oder 15 Minuten Lesezeit pro Tag zur Entspannung). Ein toller Bonus ist dann noch die Möglichkeit, im kleinen Rahmen kreativ zu werden und die Seiten zu gestalten.

Missi von Himmelblau

Ich bin Missi (28, Autorin & Referendarin) blogge auf Himmelsblau.org über gute Bücher, leckeres Essen und meine Lieblingshobbies Sport (Joggen & Krafttraining), Fotografie und seit Neuestem das Bullet Journaling. Auf Himmelsblau findet man viele tolle Rezepte, spannende Buchempfehlungen oder den Weg zur persönlichen Sportroutine!

# 6 Inwiefern trägt ein Bullet Journal zur Entschleunigung und Achtsamkeit im alltäglichen Leben bei?

Wir leben in einer schnelllebigen, komplexen und technologisierten Welt. Wir managen Job, Haushalt, Familie, Haustiere und Instagram-Account zugleich. Die leere Seite eines Bullet Journals ist ein herrlich unkomplizierter Kontrapunkt. Ich muss mich nicht in eine App hineindenken, ich brauche nur einen Stift und ein Notizbuch.

Meine leere Seite kann ein Wochenplan, eine To-Do-Liste, Menüplan, eine Scrapbooking- Seite (als Erinnerung an einen besonderen Moment) oder ein Gratitude-Log (für mehr Dankbarkeit und Demut) sein. Das ist die große Stärke des Bullet Journals, ich gestalte es individuell entsprechend meiner Wünsche, verspielt oder reduziert, Woche für Woche.

Aquarellfarben, Buntstifte und Sticker sammeln sich in meinem Regal, wie zuletzt als Kind. Plötzlich habe ich den Kopf frei für neue Ideen, für neue Abenteuer, weil der alltägliche Wahnsinn nicht mehr meinen Tag auffrisst. Ich bin produktiver und gleichzeitig entspannter, achtsam mit mir selbst, genieße frei das Hier und Jetzt.

Honey von The Good and Simple

Mein Blog „The Good and Simple“ ist dem Schönen und Einfachen, dem alltäglichen Luxus, der Achtsamkeit mit sich selbst gewidmet. Tagsüber als ernsthafte Projektmanagerin mit Excel und Powerpoint bewaffnet, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, in meiner Freizeit die Welt der grauen Damen und Herren, ich bin selbst eine davon, mit etwas Verrücktheit und Selbstbesonnenheit bunter und lebendiger zu gestalten.

# 7 Was hat dich dazu bewegt, mit einem Bullet Journal anzufangen? Tagebuch trifft Kalender – kannst du das bestätigen?

Lange habe ich nach einer guten Lösung für mich gesucht. Als zweifache Mutter mit Patchworkfamilie, Arbeitnehmerin und selbstständige Bloggerin mit Onlineshop gibt es genügend Dinge, die organisiert, geplant, notiert und festgehalten werden wollen. Kein Planer auf dem Markt war flexibel genug, mir all diese Dinge in einem zu bieten. Eine Leserin schrieb mir in einem Kommentar, dass sie mit dem Bullet Journal arbeitet. Kurze Zeit später saß ich am Schreibtisch und füllte die ersten Seiten mit allem, was ich für meinen Alltag benötige. Input und Ideen zur optimalen Aufteilung findet man zur Genüge in Internet. Ändert sich etwas an der Struktur des Alltags oder meiner Arbeitsweise, kann ich spontan die Aufteilung meines Kalenders anpassen. Das Bullet Journal ist der erste Kalender, der nun schon eine lange Zeit in Verwendung ist, und immer noch perfekt passt.

Mein Bullet Journal ist kein Tagebuch. Es ist im Schwerpunkt ein Kalender und Organisationshelfer. Dinge wie Wetteranalysen, Strichlisten, wie viele Gläser Wasser ich am Tag trinke oder wie meine Stimmung war, halte ich nicht fest. Hier liegt einfach nicht mein Schwerpunkt. Aber ja, ich kann mir gut vorstellen, dass man das Bullet Journal auch als Tagebuch verwenden kann und ich bewundere diejenigen, die aus ihrem Bullet Journal richtige Kunstwerke machen. Zeichnen, Handletterings einfügen, Gedichte notieren und das Leben festhalten. Es ist eine andere Art, ein Bullet Journal zu führen, als ich es tue. Aber es ist immer noch ein Bullet Journal und genau darum finde ich das System so toll. Weil es jeder so gestalten und nutzen kann, wie er es mag und braucht.

Anja von Rapantinchen

Ich blogge seit 7 Jahren auf meinem Blog „Rapantinchen“ über das Nähen. Ich bin Schnittdesignerin und betreibe einen Onlineshop für Stoffe.

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